Mittwoch, 20. April 2011

Wiedergeburt...

Als erklärte Eso-Spinnerin glaube ich ja an alle möglichen seltsamen Sachen. Darunter auch die Theorie, dass wenn man es in diesem Leben nicht auf die Reihe kriegt, man irgendwann wieder geboren wird, um es besser zu machen. Und da das ein ziemlich universales Konzept ist, gilt es nicht nur für Menschen, sondern auch zum Beispiel für Wolle.

Dazu eine kleine Geschichte.

Anfang 2010 hatte ich das dringende Bedürfnis, mich mal als Pullover-Designerin zu versuchen. Hatte eine großartige Idee, habe sofort Wolle bestellt, und drauf los gestrickt:


Und festgestellt, dass Rechenkünste allein noch keinen gut sitzenden Pullover machen (ich kenne meine Arme seit 26 Jahren, aber wer hätte gedacht, dass sie ausgerechnet da sitzen? Man lernt nie aus...)

Also einmal volle Kraft zurück:


Alle Maße neu durchgerechnet und zum zweiten Anlauf ausgeholt. Da gab es nur ein kleines Problem: Um den Sitz des ersten Versuchs realistisch prüfen zu können, habe ich das Teil einmal gewaschen, weil Wolle ja ziemlich überraschend reagieren kann, wenn sie mit Wasser in Berührung kommt. Das bedeutet aber auch, dass die Wolle gewissermaßen schon vorgeprägt ist, also nicht mehr gleichmäßig glatt und rund, sondern etwas gewellt. Ich habe versucht, das optimistisch zu ignorieren, aber:


das Maschenbild wurde einfach nicht mehr so gleichmäßig, wie ich es mir gewünscht hätte (ist auf dem Photo schwer zu erkennen, aber in echt sieht man es auf mindestens 20 Meter Entfernung - naja, ich zumindest...)

Gut, wenn man es wirklich drauf anlegt, kann man die Wolle aufhaspeln und liebevoll wieder in sowas wie den Urzustand päppeln, aber ich war inzwischen ein kleines bisschen frustriert. Das Projekt wurde daraufhin für unbestimmte Zeit ins Nirvana verbannt.

(An dieser Stelle möge sich der geneigte Leser eine Zeitraffermontage von sausenden Uhrzeigern, fliegenden Kalenderblättern und ergrünender und erbraunender Vegetation vorstellen. Mein Special Effects Budget ist diesen Monat leider anderweitig vergegeben)

Anfang diesen Jahres ergab es sich dann, dass ich eine größere Wollbestellung tätigte, welche auch Wolle für ein neues Inspirationsobjekt enthielt. Nach längerer Abstinenz wollte ich mich mal wieder mit dem Lace / Spitzenstricken befassen und hatte auch scon recht klare Vorstellungen, wie das neu zu schaffende Teil aussehen sollte. Alles, was fehlte, was ein Muster, an dem ich mich orientieren konnte. Also flugs zum Bücherregal, und Musterbücher gewälzt.

Und festgestellt, dass ich zwar einen eklatanten Mangel an Lace-Mustern, aber dafür ein paar andere Schätze besitze, unter anderem das Buch Knitting Lingerie Style mit dem Laced-Front Sweater. In den hatte ich mich schon vor einer Weile verliebt, ihn dann aber wieder aus den Augen verloren (Ja, ich hab schon versucht, was gegen meine kurze Aufmerksamkeitsspanne zu tun, wurde aber immer abgelenkt...). Und da fiel mir ein, dass ich ja noch das schöne blaue Kuschelgarn habe. Das hatte nun lange genug im Nirvana geschmort und sollte eine zweite Chance bekommen, seiner Bestimmung nachzugehen.

Leider habe ich auch das Problem, dass ich keine Anleitung nachstricken kann, wie sie da steht, also habe ich ein paar Änderungen vorgenommen. Nämlich zuerst die Ärmel gestrickt, dann die Schulterteile von oben angeschlagen:


Und schließlich die Rücken- und Seitenteile in einem nach unten gestrickt. Das hatte den Vorteil, dass ich einfach stricken konnte, bis die Wolle ausging, ohne mir Gedanken zu machen, ob es auch noch bis zur Schulter reicht.

Und das Ergebnis:





Wiedergeburt gelungen, würde ich sagen :-)

(Lana Grossa - Pashmina - 78% Merino extrafine, 22% Cashmere - Farbe 36 hellblau - Nadelstärke 4)

Mittwoch, 13. April 2011

Happy Birthday...

... naja, nachträglich. Gestern hatten unsere beiden Fellnasen Geburtstag (gemeinsam mit ihren Geschwistern im Bambuswald und im Rest des Landes). Drei Jahre sind sie nun schon alt ... Kaum zu glauben.

Geburtstagsgeschenke gab es diesmal keine, denn die beiden haben schon so ziemlich alles, was sie sich wünschen. Falls aber ein anderer Dosenöffner noch ein passendes Geschenk für seinen puscheligen Begleiter sucht, dann kann ich hiermit eine Empfehlung aussprechen: Man besorge sich ein paar Knäule Fransenwolle (bei mir z.B. Schachenmayr Brazilia) und sricke daraus ein wie auch immer geartetes Strickteil (bei mir: eine kurzärmelige Strickjacke). Denn wenn Katzenminze das Koks der Fellnase ist, dann ist so eine Strickjacke ihr Heroin.

Zum Beweis:


"Strickjacke?"


"Da bin ich schon!"

Und dann geht's los. Und ist manchmal faszinierend, was so ein erhabenes, würdevolles Tier an Gesichtsausdrücken produzieren kann:










Genial, oder?

Unsereins müsste dafür hinter dem Hauptbahnhof eine Menge Geld ausgeben.

Nur zur Sicherheit, Pupillenkontrolle:

Das zieht rein.

In Bewegung sieht das Ganze übrigens so aus:



Wer ruft denn da aus dem Hintergrund?

Ach stimmt, wir haben ja auch noch einen Kater. Heute unter dem Motto "Sibirischer Kater - quadratisch, praktisch, gut" oder so ähnlich:


Dabei wollte er doch nur zu Protokoll geben, dass er auch ein paar hübsche Gesichtsausdrücke zu bieten hat:




Und dabei ist er doch von Natur aus schön:


Nach dieser Anstrengung ist wieder dringendes Abhängen angesagt.


Und wir freuen uns auf ein weiteres Jahr mit unseren beiden Kuschelmonstern:


Happy Birthday, ihr Lieben!